Auseinandersetzung mit der Alterung der Gesellschaft von höchster Dringlichkeit – Chancen des demografischen Wandels nutzen


 

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Zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Alterung der Gesellschaft hat der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner aufgerufen. „Die vor wenigen Tagen von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichten Zahlen zur stetig wachsenden Zahl der Demenzkranken in den nächsten 20 Jahren machen einmal mehr deutlich, dass dieses Thema von höchster Dringlichkeit ist“, sagte Grüttner heute in Wiesbaden anlässlich der Vorstellung der Publikation zur „Seniorenpolitischen Initiative“ der Hessischen Landesregierung. In einer älter werdenden Gesellschaft sei es unverzichtbar, dass die Belange und Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren in vielen Politik- und Lebensbereichen verstärkt in den Blick genommen werden, betonte der Minister. „Die gravierenden demografischen Veränderungen erfordern nicht nur einer Weiterentwicklung der Seniorenpolitik, sondern eine politische Schwerpunktsetzung auf die für Seniorinnen und Senioren wichtigen Themen.“
In einer „Gesellschaft des langen Lebens“ werde es unabdingbar sein, bestehende, oftmals noch immer eher an Defiziten orientierte Altersbilder zu überdenken, stattdessen die Erfahrungen und Potenziale älterer Menschen stärker in den Blick zu nehmen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Seniorinnen und Senioren erlauben, so lange wie möglich ihr Leben selbstbestimmt, eigenständig und aktiv zu gestalten, betonte der Minister. Alter sei kein rechtlich exakt eingegrenzter Lebensabschnitt, der bei Erreichen eines bestimmten Lebensjahres beginnt – dies widerspräche auch dem Selbstbild und dem Lebensgefühl älterer Menschen. „Hingegen sind vielfältige Lebensstile, Lebensweisen, Kompetenzen und gesundheitliche Verfassungen älterer Menschen zu beachten. Es wird zunehmend mehr gesunde und aktive, aber auch eine größere Zahl hilfs- und pflegebedürftiger oder an Demenz erkrankter Seniorinnen und Senioren geben. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagte Staatsminister Grüttner. „Es ist unser Ziel, diese Veränderungen rechtzeitig in den Blick zu nehmen und notwendige Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen“, hob der Minister hervor. Mit der „Seniorenpolitischen Initiative“ wolle die Landesregierung neue politische Ziele und Konzepte für die Landespolitik benennen, aber auch alle anderen gesellschaftspolitischen Akteure dazu ermutigen, sich verstärkt mit den Bedürfnissen und Belangen von Seniorinnen und Senioren und neuen Möglichkeiten des Miteinanders der Generationen auseinanderzusetzen.

Unverzichtbar, Sichtweise der älteren Menschen selbst einzubeziehen
„Neue Ziele und nachhaltige Lösungen können aus Sicht der Landesregierung nur im Dialog mit den vielen in der Familien- und Seniorenpolitik verantwortlichen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren gefunden und erreicht werden. Insbesondere ist es unverzichtbar, die Sichtweise der älteren Menschen selbst einzubeziehen, statt nur über sie zu sprechen“, so der Minister. Im Zuge der „Seniorenpolitischen Initiative“ fand deshalb von September 2011 bis Januar 2012 eine Dialogforenreihe mit zahlreichen Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft statt. Themen der fünf Dialogforen waren das ehrenamtliche Engagement und die Partizipation älterer Menschen, deren Wohn- und Lebenssituation, die gesundheitliche Prävention im Alter, die ambulante und stationäre Pflege sowie die Integration älterer Migranten. „Ziel der Foren war es, Wissen und Erfahrungen verschiedener sozialpolitischer Akteure zusammenzubringen, die Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren möglichst differenziert zu erfassen und neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, welche in die kurz-, mittel- und längerfristige Arbeit der Landesregierung ebenso wie der Kommunen, Verbände, Vereine, Organisationen und Engagierten vor Ort einfließen können“, erläuterte der Minister.

Die vorliegende Publikation zur „Seniorenpolitischen Initiative“ fasst die Ergebnisse der Dialogforen zusammen, beschreibt die Herausforderungen in den einzelnen Themenfeldern der Initiative und präsentiert bereits bestehende Projekte und Angebote in Hessen. Sie enthält überdies einen Aktionsplan 2012/2013, der die Projekte und Maßnahmen der Landesregierung im Rahmen der „Seniorenpolitischen Initiative“ vorstellt, dabei Anregungen der Dialogforen aufgreift und insgesamt die seniorenpolitische Schwerpunktsetzung der Landespolitik unterstreicht. „Damit kann natürlich nur ein aktueller Zwischenstand der Seniorenpolitik des Landes dargestellt werden, der fortlaufend weiter zu diskutieren, weiterzuentwickeln und durch neue Initiativen zu ergänzen ist. Die Publikation soll insgesamt auch die gesamtgesellschaftliche Debatte über den demografischen Wandel und die Alterung unserer Gesellschaft weiter befördern“, sagte der Minister.

Zu den Maßnahmen des „Aktionsplans 2012/2013“ der Landesregierung, die Staatsminister Grüttner vorstellte, gehören unter anderem:
Maßnahmen zur Verbesserung der pflegerischen Versorgung:

  • Erprobung der Umsetzung der Familienpflegezeit in Landesbehörden im Rahmen eines geplanten Modellversuchs.
  • Umsetzung des neuen Hessischen Gesetzes über Betreuungs- und Pflegeleistungen, durch das die Rahmenbedingungen für die Qualitätssicherung in der ambulanten und stationären Pflege in Hessen sowie die Situation von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen grundlegend verbessert werden.
  • Einsatz bei den Pflegekassen für den Abschluss von Gesamtversorgungsverträgen, die nach dem des Sozialgesetzbuch XI (§ 72 Abs. 2) möglich sind, um für ambulante Pflegedienste und teilstationäre Einrichtungen Synergieeffekte sowie Einsparungen zugunsten der Pflege umzusetzen.
  • Einrichtung neuer Informationsportale im Internet zu den Themen „Pflege“, „Wohnen im Alter“ und „Gesundheits- und Pflegeberufe“.
  • Weitere Finanzierung des schulischen Anteiles der Pflegeausbildung und des dritten Weiterbildungsjahrs bei Bildungsgutscheinen der Arbeitsverwaltung; Beteiligung an der „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ von Bund, Ländern, Verbänden und weiteren Partnern, die umfassende Maßnahmen enthält, um mehr Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen und die Arbeits- und Rahmenbedingungen in der Pflege zu verbessern; Entwicklung landesbezogener Handlungsvorschläge zur Sicherung des Personalbedarfs in Gesundheits- und Pflegeberufen im Rahmen der von der Landesregierung eingerichteten Steuerungsgruppe „Fachkräftesicherung in Hessen“.
  • Veröffentlichung der Ergebnisse der Begleitforschung zur Einrichtung und zum Betrieb von Pflegestützpunkten in Hessen, um sie für die Weiterentwicklung der Angebote nutzbar zu machen.
  • Fortsetzung des laufenden Modellprojekts zum Aufbau und zur Fortentwicklung von Pflegebegleitungs-Initiativen sowie die Entwicklung eines Nachfolgeprojekts.
  • Förderung eines Projekts des Vereins Miteinander-Füreinander Oberes Fuldatal zur Ausbildung ehrenamtlicher Demenzbegleiter.
  • Schrittweise Umsetzung und Fortentwicklung des „Aktionsplans zur Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen (VN) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“.

Förderung des ehrenamtlichen Engagements und der Partizipation älterer Menschen:

  • Förderung von Koordinierungsstellen für den Aufbau von Senioren- und Generationenhilfen an Modellstandorten. Einzelheiten des Modellprojekts werden demnächst bekannt gegeben.
  • Künftige Schwerpunktsetzung auf die Qualifizierungsbedarfe für ehrenamtlich tätige Seniorinnen und Senioren sowie deren Organisationen im Qualifizierungsprogramm der Landesregierung für bürgerschaftliches Engagement.
  • Regionale Veranstaltungsreihe der LandesEhrenamtsagentur zum Seniorenengagement, um Initiativen und Engagierte vor Ort zu unterstützen.
  • Gemeinsame Tagung des Hessischen Sozialministeriums und der Landesseniorenvertretung zum Thema „Aktiv leben im Alter“ am 5. Juni 2012 in Wetzlar.

Seniorenpolitische Schwerpunktsetzung bei verschiedenen Landespreisen im Jahr 2012:

  • Die jährlich verliehene Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ wird 2012 an Personen und Projekte verliehen werden, die sich um das Ehrenamt im Seniorenbereich verdient gemacht haben.
  • Bereits im März 2012 wurde der „Hessische Familienpreis“ an zwei Projekte verliehen, die neue, beispielgebende Ideen für das Miteinander der Generationen auch außerhalb der Familie entwickelt haben.
  • Um zusätzliche positive Impulse für die Integration älterer Menschen mit Migrationshintergrund zu setzen, um vorbildliche Integrationsprojekte zu würdigen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, wird der Hessische Integrationspreis 2012 den Schwerpunkt „Integration und Seniorenarbeit“ haben. Der vom Hessischen Ministerium der Justiz, für Integration und Europa ausgeschriebene Preis wird im Herbst 2012 verliehen.

Sicherstellung der Ärzteversorgung und Förderung von Präventionsangeboten im Seniorenbereich:

  • Schrittweise Umsetzung der im „Hessischen Pakt zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung“ vom November 2011 vereinbarten Maßnahmen.
  • Fortsetzung der Erprobung von Bewegungsparcours für ältere Menschen an den Modellstandorten Darmstadt und Hanau und Herausgabe eines Praxisleitfadens „Bewegungsparcours“ zur Unterstützung von Kommunen oder anderen Organisationen, die solche Parcours aufbauen möchten.
  • Förderung der weiteren Erprobung eines Fachkräftefortbildungsprojektes der Landeszahnärztekammer zur Mundgesundheit in Pflegeheimen.

Hessischer Seniorenkongress am 23. April 2012 in Hanau
Das Hessische Sozialministerium hat in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in Januar 2011 in Frankfurt am Main eine Fachtagung zum Thema „Altersbilder im Wandel. Herausforderungen für die Gesundheitsförderung“ veranstaltet. Daran anknüpfend ist am 23. April 2012 wiederum in Kooperation mit der BzgA und gefördert vom Bundesfamilienministerium eine zweite Fachtagung „Altersbilder im Wandel“ geplant. Dieser Seniorenkongress wird unter dem Thema „Förderung und Erhalt von Lebensqualität“ stehen. Unter anderem geht es um die Förderung körperlicher und geistiger Fitness im Alter, den Umgang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz, ferner die Bedeutung der Partizipation, des Engagements sowie des sozialen Miteinanders der Generationen für das Wohlbefinden älterer Menschen. Die Fachtagung soll außerdem Ergebnisse der Dialogforen der „Seniorenpolitischen Initiative“ weiter vertiefen, zusätzliche wissenschaftliche Impulse in die Diskussion einbringen und neue Lösungsansätze für Land, Kommunen und andere Akteure aufzeigen. Programm und Anmeldeunterlagen sind unter www.hage.de abrufbar.

Weitere Informationen
Mehr Infos finden Sie im Internet unter www.hsm.hessen.de

Pressestelle: Hessisches Sozialministerium
Pressesprecherin: Susanne Andriessens, Dostojewskistr. 4, D-65187 Wiesbaden
Telefon: (0611) 817 34 08, Fax: (0611) 89 0 84 – 666
E-Mail: presse@hsm.hessen.de

Wiesbaden – Veröffentlicht von pressrelations

Link zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=490635, 13.04.2012