Bewegung der Beine ernährt auch das Gehirn!


 

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 Mülheim-Kärlich. „Die fitten Alten!“, so lautete das Leitthema des Infotages Seniorensport, den der Sportbund Rheinland durchführte. Nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung ist das Thema aktueller denn je: Seniorinnen und Senioren gestalten die Gesellschaft aktiv mit und sind zudem auch als Ehrenamtliche unverzichtbare Mitglieder für die Vereine.

Dies betonte auch Monika Sauer, Präsidentin des Sportbundes Rheinland, in ihren Begrüßungsworten. Die Dachorganisation hatte Seniorenberater, Übungsleiter, Vereinsmanager und Interessierte zu dem Informationstag in das Schulzentrum Mülheim-Kärlich eingeladen. Die Resonanz war erfreulich groß. Zu den rund 200 Teilnehmern zählte auch Herbert Nickenig als erster Vorsitzender des TV Mülheim, einem Verein, der schon seit vielen Jahren unterschiedliche Angebote im Bereich des Seniorensportes in seinem Programm anbietet.

Prominentester Gast der Veranstaltung war Franz Müntefering. Der ehemalige Vizekanzler ist 76 Jahre alt und zog sich im Jahr 2013 aus der Politik zurück. Seit 2015 ist er Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BASGSO) und Botschafter für das Projekt des Landessportbundes NRW „Bewegt älter werden“.

In seiner Ansprache machte Franz Müntefering deutlich, dass Sport nicht nur Bewegung bedeute, sondern auch für soziale Kontakte wichtig sei und die geistige Fitness unterstütze. „Die Bewegung der Beine ernährt das Gehirn. Diese wichtige Zusammenarbeit merkt man wie folgt: Wenn der Kopf nicht auf den Schultern ist, geht gar nichts mehr“, so Müntefering, der gekonnt viele heitere Anmerkungen in seine Ausführungen einbaute. „Die größte Krankheit in unserem Land heißt Einsamkeit. Und da muss man sagen: Bewegung ist am besten, wenn sie mit Begegnung verbunden ist“, stellte der Gastredner sodann fest.

Für die Menschen im Alter seien die sogenannten drei „Ls“ von besonderer Bedeutung: laufen, lernen und lachen. Natürlich hätten Senioren gelegentlich auch Vorbehalte, mit Gleichaltrigen Sport zu machen, weil man mit diesen im bisherigen Leben nicht immer nur gute Erfahrungen gemacht habe. „Besser, man geht mit komischen Leuten spazieren, als alleine zu sein“, so Müntefering, der ergänzte, dass vor allem die Sportvereine beste Voraussetzungen bieten, auch neue Mitmenschen kennenzulernen. Beeindruckt waren die Zuhörer auch von den statistischen Angaben. Derzeit gibt es im Bundesgebiet 12.300 Menschen, die älter als 100 Jahre sind. Für das Jahr 2050 wird ein Anstieg auf 70.000 bis 80.000 der Hundertjährigen prognostiziert.


Kritische Entwicklung bei der jungen Generation


Kritisch beurteilte der Gastredner das sportliche Verhalten der jungen Generation: „Ich sehe die Entwicklung bei Kindern mit Sorge. Wenn sie etwas Spektakuläres erleben möchten, stellen sie sich morgens vor eine Schule. Ich bin früher 2,5 Kilometer zu Fuß zur Schule gegangen“, so Müntefering, der in diesem Zusammenhang auch das Bildungssystem bemängelte: „Wenn eine Unterrichtsstunde ausfällt, dann am ehesten im Sport. Weil er angeblich nicht so wichtig wie andere Fächer ist“. Worte, die auch Monika Sauer in ihren Dankesworten aufgriff: „Es kommt das ganze Kind in die Schule, es kommt nicht nur der Kopf“, so die Präsidentin des Sportbundes.

Mit einer humorvollen und unterhaltsamen Rede sorgte Müntefering für einen gelungenen Einstieg in den Informationstag, der auch neun Workshops in Theorie und Praxis enthielt, in welchen die unterschiedlichen Facetten eines modernen, in die Zukunft ausgerichteten Seniorensports beleuchtet wurden. Hierzu zählten unter anderem die Themen „Funktionelles Krafttraining für Senioren“, „Yoga für Ältere“, „Gesund essen in jedem Alter“ sowie „Faszientraining mit Nordic-Walking“. Zum Ende der Veranstaltung gab Frau Dr. Beate Frank in einem weiteren Referat nützliche Tipps für die psychische Widerstandsfähigkeit