Demografischer Wandel: Universität Göttingen berechnet Kostenentwicklung der Infrastruktur in Städten und Gemeinden


 

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Universität Göttingen berechnet Kostenentwicklung der Infrastruktur in Städten und Gemeinden

Straßen, Schwimmbäder, Schulen – angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen müssen die Kommunen ihre Infrastruktur auf den Prüfstand stellen. Um Städte und Gemeinden bei der Planung für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu unterstützen, will die Universität Göttingen zusammen mit der Akademie für Raumplanung Hannover in einem dreijährigen Forschungsprojekt die Kostenentwicklung der bestehenden Infrastruktur in Niedersachsen prognostizieren. Das Forschungsvorhaben „Monitor der Infrastrukturkosten im demografischen Wandel in Niedersachsen“ wird ab September 2010 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit rund 173.000 Euro aus dem Förderprogramm Pro Niedersachsen unterstützt. Das Projekt ist eins von sechs Forschungsvorhaben an der Universität Göttingen, die im Rahmen des Programms mit insgesamt rund 623.000 Euro gefördert werden.

Angesichts der angespannten Haushaltslage vieler deutscher Kommunen stellt der demografische Wandel eine große Herausforderung dar: Denn mit sinkender Bevölkerungszahl steigen die Pro-Kopf-Kosten für Pflege und Erhalt von Infrastruktureinrichtungen wie dem Wasserleitungsnetz oder Schulen. Ein Rückbau der Infrastruktur durch Schließung und Abriss ist jedoch mit hohen Kosten verbunden und wird von der Bevölkerung oft mit Unverständnis aufgenommen. Zudem ist der Staat verpflichtet, den Bürgern bestimmte Leistungen zur Verfügung zu stellen. „Für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadt- und Gemeindeentwicklung sind solide langfristige Prognosen zur Entwicklung der Infrastrukturkosten unerlässlich“, betont Dr. Mareike Köller von der Akademie für Raumplanung. Die aktuelle Datenlage werde diesen Ansprüchen aber kaum gerecht. „Bisherige Prognosen, dass bei einem Bevölkerungsrückgang um 20 Prozent auch die Infrastrukturkosten um rund 20 Prozent ansteigen, berücksichtigen weder den regional unterschiedlich ausfallenden demografischen Wandel noch die Wanderungsbewegungen von ländlichen in städtische Räume“, so Dr. Köller.

„Mit den neuen Daten möchten wir den Kommunen eine bessere Entscheidungshilfe an die Hand geben und ihnen eine langfristigere Planung für die Kosten ihrer Infrastruktur ermöglichen“, fasst Projektleiter Prof. Dr. Kilian Bizer von der Universität Göttingen das Forschungsziel zusammen. Durch die umfassenden Untersuchungen zu den Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs wollen die Wissenschaftler transparent machen, wie sich die Kosten pro Einwohner bis zum Jahr 2030 in unterschiedlichen Gemeindetypen entwickeln werden. In die Analyse fließen Ausgaben für technische Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, leitungsgebundene Versorgungsleistungen wie Strom oder Wasser und soziale Einrichtungen wie Schulen oder Altenheime mit ein.

Hinweis an die Redaktionen:
Eine Auflistung der sechs Projekte an der Universität Göttingen, die in der Vergaberunde 2009/2010 mit Mitteln aus dem Programm Pro Niedersachsen gefördert werden, finden Sie im Internet unter der Adresse http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?tid=414.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Kilian Bizer
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4602
E-Mail: kbizer@uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.economics.uni-goettingen.de/bizer

Pressemitteilung, idw.de vom 02. Juni 2010