„Was Hänschen nicht lernt, …“: Sportwissenschaftler erforschen motorische Fähigkeiten im Alter


 

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Wenn Jugendliche Nachrichten am Smartphone tippen oder sich durch Online-Shoppingwelten klicken, schauen Senioren staunend zu. Ihnen fehlen häufig nicht nur die IT-Kenntnisse, sondern auch die Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit, um Computermaus oder Touchscreen zu bedienen. Trainingswissenschaftler der Universität des Saarlandes wollen jetzt erforschen, wie sich die kognitiven und motorischen Fähigkeiten im Laufe des Lebens verändern. Sie wollen herausfinden, wie ältere Menschen neue Abläufe besser erlernen können. An dem Forschungsprojekt sind Universitäten in den USA und den Niederlanden beteiligt. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 800.000 Euro unterstützt.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans dann eben langsamer, könnte heute das Sprichwort lauten. Denn auch ältere Menschen können neue Dinge aufnehmen, nur eben langsamer. Dieses Phänomen wird als ‚motor slowing down‘ bezeichnet“, sagt Stefan Panzer, Professor für Trainingswissenschaft der Universität des Saarlandes. Unklar sei bisher allerdings, ob das verlangsamte Lernen auf alle neuen Herausforderungen im Alter zutrifft oder nur auf bestimmte Aufgaben. Durch die rasante technologische Entwicklung müssten sich heute auch ältere Menschen ständig auf veränderte Umgebungen einstellen. „Jedes neue Auto hat andere Bedienelemente am Armaturenbrett, auf die man sich anfangs stark konzentrieren muss. Noch schneller entwickelt sich die Informationstechnologie, für die ältere Menschen manchmal erst die motorischen Fähigkeiten erlernen müssen, um die immer kleineren Geräte zu bedienen“, nennt Panzer als Beispiel. Gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam will er herausfinden, wie ältere Menschen neue Funktionen erlernen und welche Rolle dabei ihre Beweglichkeit und geistige Aufnahmefähigkeit spielt.

„Wer ein schweres Gewicht heben will, muss nur seine Kräfte einschätzen und dosieren können. Beim Greifen eines kleineren Gegenstandes, etwa einer Kaffeetasse, kommt es darauf an, diesen gezielt und behutsam anzusteuern. Wenn man einen Computer bedienen will, muss man die feinmotorischen Bewegungen an der Tastatur und Maus mit dem zusammenbringen, was am Bildschirm passiert“, erläutert Panzer. In Lernexperimenten wollen die Forscher das Verhalten von Jugendlichen, Menschen mittleren Alters und Senioren miteinander vergleichen. Dabei werden auch neurophysiologische Methoden wie Hirnstrommessungen angewendet. Außerdem wollen die Wissenschaftler den beruflichen Hintergrund und Lebensstil der Menschen in die Auswertungen einbeziehen. „Ältere Menschen haben einen großen Erfahrungshorizont und viele Kenntnisse aus ihrem Beruf, aber oft nicht aus den Bereichen, die heute in der technisierten Welt wichtig sind. Einem Uhrmacher, der präzise Bewegungen gewohnt ist, wird die Bedienung eines Touchscreens leichter fallen als etwa einem Bauarbeiter“, sagt Panzer.

Mit ihren dabei gewonnenen Erkenntnissen wollen die Forscher Konzepte entwickeln, wie neue Aufgaben und technische Anforderungen altersgerecht vermittelt werden können. Außerdem wollen sie nach Wegen suchen, wie man Arbeitsplätze differenzierter ausgestalten kann, um sie besser auf die verschiedenen Lebensphasen der Beschäftigten anzupassen. Am dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt sind Wissenschaftler der Michigan State University (USA), der Universität Twente in Enschede (Niederlanden), der Jacobs Universität in Bremen und der Trainingswissenschaft an der Universität des Saarlandes beteiligt. Das Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt und wird mit insgesamt rund 800.000 Euro gefördert. Davon fließen rund 160.000 Euro an die Universität des Saarlandes.

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Stefan Panzer
Sportwissenschaftliches Institut, Arbeitsbereich Trainingswissenschaft
Tel.: 0681 302-2777
Email: s.panzer@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://trainingswissenschaft.uni-saarland.de

Quelle: idw.de, 04.06.2014