Wie kann Ernährung das Altern verzögern?


 

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Paracelsus wusste bereits im 16. Jahrhundert: „Die Menge macht das Gift“. Doch auch völlig giftfreie Lebensmittel haben ihre Schattenseiten, davon ist Prof. Dr. Tilman Grune von der Universität Jena überzeugt. „Vielleicht ist es gut, ,belastende’ Lebensmittelinhaltsstoffe aufzunehmen“, überlegt der neue Professor für Ernährungstoxikologie. Ohne jeden äußeren Reiz, etwa aus Lebensmitteln, verkümmere die interne Stoffwechselabwehr. „Das Wort Dosis ist wichtig“, sagt Prof. Grune und ergänzt: „Es gibt aber auch ein Risiko des Mangels“.

Der Neu-Jenaer vermittelt mit dieser Haltung nicht nur bei der aktuellen Diskussion über die (Un-)Schädlichkeit von Antioxidantien und Radikalen, deren Wirkung früher ausschließlich für schädigend gehalten wurden, die aber „wichtige Teile des Stoffwechsels sind“, wie Grune weiß. Die richtige Balance müsse gefunden werden, plädiert der umtriebige Wissenschaftler. Dies zeigt auch seine Haltung zur Ernährungsforschung an sich: Ernährungsveränderungen dürften nicht isoliert vorgenommen werden, sondern greifen nur bei einer komplexen Umstellung des Lebensstils. Lifestyle verändere die Ernährung viel stärker als andere Faktoren, ist sich der Jenaer Ernährungswissenschaftler sicher und überlegt: Wie identifiziert man diese Veränderungen? Dazu arbeitet er in einem EU-Projekt, das die Biomarker des Alterns feststellen will. „Unser Ziel ist es, Kombinationen von Parametern zu finden, mit denen man das biologische Altern verzögern kann“, beschreibt der Alternsforscher das Ziel.

Dafür bringt der 47-jährige gebürtige Bad Saarower nicht nur zahlreiche Auslandserfahrungen und einen Hang zur Interdisziplinarität mit: „Altern kann man nicht isoliert betrachten“. Der Toxikologe, der in Jena auch Strahlenschädigungen der Haut erforschen wird, kann gleichfalls auf breite naturwissenschaftliche Kenntnisse zurückgreifen. Er studierte in Moskau „Medizinische Biochemie“, erlangte die Approbation und den Facharzt für Biochemie in Berlin und promovierte 1992 in der Charité über die Wirkung von Sauerstoffradikalen bei Blutarmut am Modell des Rattendünndarms. Die Medizin war sein Zuhause, aber nicht seine Leidenschaft. Den groß gewachsenen Wissenschaftler interessieren die zellulären Mechanismen und ihre Wirkungen im Ganzen – beim Menschen. In seiner Habilitation (1998) kam er erstmals mit Ernährung in Berührung und untersuchte, wie die Freien Radikale in den Sekundären Pflanzenstoffen wirkten. Grune fokussierte sich v. a. auf die Selbstreparatur der Zellen. In seiner Habilitation stellte er die biochemischen Grundlagen dieses Selbstheilungsprozesses ebenso dar wie klinisch-physiologische Auswirkungen – Altern wurde zu seinem Thema, das er jetzt im Jenaer Netzwerk weiter erforschen wird.

Seinen Lehrstuhl für Biofunktionalität und Sicherheit der Lebensmittel an der Uni Hohenheim verlies er für Jena auch wegen des Alternsschwerpunktes und dem breiten Fächerspektrum „der Voll-Universität Jena“. Hier will der verheiratete Vater von drei Kindern den Studierenden nicht nur Fachwissen, sondern die Komplexität von Ernährung vermitteln. Bei seinen Forschungen – zwischen Grundlage und Anwendung – will Prof. Grune ermitteln, welche Dosis welcher Lebensmittelinhaltsstoffe für eine gesunde Ernährung und ein gesundes Altern notwendig ist.
Kontakt:
Prof. Dr. Tilman Grune
Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena
Dornburger Str. 24
07743 Jena
Tel.: 03641 / 949671
info[at]tilmangrune.de / b2lucl[at]uni-jena.de (Sekretariat)

Weitere Informationen:
http://www.tilmangrune.de

Quelle: www.idw-online.de, 15.07.210