„Leben zu Hause, leben im Quartier – alt werden in Witten


 

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Alt werden in Witten – wie eine Stadt sich auf die „alternde Gesellschaft“ vorbereiten kann
Tagung am 13.6.2014 an der Universität Witten/Herdecke in Witten Annen, Richtersaal, Stockumer Str. 10, im Rahmen der 800-Jahr-Feiern der Stadt Witten

Die Stadt Witten feiert in diesem Jahr ihren 800sten Geburtstag. Wie man zukünftig in einer so alten Stadt alt werden kann, ist das Thema einer Tagung am 13. Juni 2014. „Es kommt darauf an, Menschen in ihrer vertrauten Umgebung die Möglichkeiten zu bieten, möglichst lange dort leben zu können“, so beschreibt Otto Inhester, Pflegewissenschaftler der Universität Witten/Herdecke das Ziel der vorgestellten Konzepte.

Er ist Mitarbeiter von Prof. Dr. Höhmann, die die Tagung im Rahmen des von der Robert-Bosch Stiftung geförderten Masterstudiengangs „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz“ veranstaltet. Das Kernthema: Das Leben in den eigenen vier Wänden im Alter und bei Behinderung und die Bedeutung des Stadtviertels. „Barrierefreie Wohnungen sind schön und gut. Aber was nutzen die, wenn die Bewohner mit dem Rollator keinen Laden erreichen können, um die täglichen Dinge einkaufen zu können?“, fragt Inhester. Wohngebiete, die keinen „Tante Emma Laden“ mehr um die Ecke haben, haben keine gute Chance, einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden.

Das sind einige der Details, die sich hinter dem Konzept „Quartiersmanagement“ verstecken. Weitere Details bringen die Studierenden des multiprofessionellen Studienganges nach einer kurzen Einführung von den Professoren Dr. Ulrike Höhmann und Dr. Wilfried Schnepp ein: Sie zeigen, dass Quartiere nicht Stadtteile sind, sondern dass Menschen sich bestimmte Orientierungspunkte schaffen und so ihre Umwelt, ihr Quartier für sich strukturieren. Insofern kann man weder durch Bauten noch durch „hübsche Gestaltung“ ein Quartier schaffen, vielmehr definiert sich „Quartier“ aus der Nutzung seiner Bewohner. Unter dem Motto „Mittendrin, statt außen vor“ wird über den Wandel von alten- zu altersgerechten Quartieren berichtet. Gemeint ist damit: Barrierefreie Zugänge zu Wohnungen helfen nicht allein alten Menschen, sondern auch Müttern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrern oder sehbehinderten Menschen, sind also eine Investition in die Zukunft einer Stadt.

Ebenfalls genauer untersucht haben die Studierenden die in der Presse gerne gehypte „moderne Form“ des Wohnens in Alten-WGs: Da droht nämlich schnell das Abgleiten in eine Art „Miniatur-Heim“. Mit welchen Mitteln man das verhindern kann, schildern sie auf der Tagung. Tanja Segmüller vom Department für Pflegewissenschaft hat untersucht, wie man pflegende Angehörige am besten unterstützt: Indem man sie vor Burn-out schützt und ihre Kompetenzen stärkt.

Wie häufig bei sozialen Themen geht es zum Schluss im Vortrag von Herrn Bernhard Fleer vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) nochmal ums Geld. Er berichtet über aktuelle und erforderliche sozialrechtliche Rahmenbedingungen für eine Entwicklung von Pflege- und Betreuungskonzepten im Quartier.

Am Schluss der Veranstaltung haben die Teilnehmenden die Chance, sich über ihre Erfahrungen und Interessen sowie über eine mögliche Netzwerkgründung auszutauschen. Sie ist für alle Interessierten aus Witten und Umgebung öffentlich, die Teilnahme kostet 30 €. Interessensverbände und Anbieter von Produkten und Dienstleistungen haben die Möglichkeit, sich mit einem kleinen Stand vorzustellen.

Interessenten wenden sich an Otto.Inhester@uni-wh.de.

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.800 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Das Porgramm finden Sie hier:
http://idw-online.de/de/attachmentdata36278.pdf

Quelle: idw.de, 30.05.2014