Alter(n) und Träumen


 

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Prof. (apl.) Schredl vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim spricht mit Frau Dr. Elke Ahlsdorf vom Netzwerk Altersforschung der Universität Heidelberg über das Träumen und Traumerinnern im Alter:
Herr Professor Schredl, Sie beschäftigen sich mit Traumforschung. Uns vom Netzwerk AlternsfoRschung interessiert natürlich auch besonders das Alter. Weiß man denn, ob sich die Traumerinnerung mit dem Alter verändert?

Die meisten Querschnittstudien stellen fest, dass die Traumerinnerung im Alter abnimmt. Eine Querschnittstudie hat natürlich das Problem, das nicht tatsächlich der Verlauf über die Lebensspanne untersucht wird, sondern verschiedene Generationen. Es gibt bisher noch keine Längsschnittstudie. Wir selber haben ältere Personen retrospektiv gefragt, ob sie denn wahrgenommen haben, dass sich die Traumerinnerung im Vergleich zu ihrem jungen Erwachsenenalter verändert hat. Da ist es so, das es mal rauf mal runter geht, aber im Mittel doch etwa gleich bleibt.

Wir gehen davon aus, dass die Traumerinnerung relativ stabil ist über das Lebensalter. In unserer Untersuchung von den Älteren zur Traumerinnerung haben wir allerdings festgestellt, dass die Traumerinnerung stark mit dem visuellen Gedächtnis zusammenhängt. Die Annahme ist, dass bei gesunden Alterungsprozessen oder auch durch degenerative Prozesse das visuelle Gedächtnis beeinträchtigt wird, so dass dann tatsächlich auch die Traumerinnerung abnimmt.

Können die Leute sich im Alter generell weniger an Träume erinnern oder verändert sich die Art wie erinnert wird, sind die Träume z. B. bruchstückhafter oder nicht mehr so lebendig?

Wir haben auch festgestellt, dass die Traumlänge, die Menge, an die man sich nach dem Aufwachen erinnert, mit dem verbalen Kurzzeitgedächtnis zusammenhängt und die Träume von älteren Menschen in der Regel kürzer sind als die von Probanden im jungen Erwachsenenalter. Dazu gibt es mehrere Erklärungsmodelle. Ein wichtiges Erklärungsmodell ist weniger das Gedächtnis an sich, sondern der Schlaf, also die Schlafphysiologie, weil tatsächlich bei älteren Menschen mehr Unterbrechungen des Schlafes auftreten als bei jungen gesunden Probanden und dadurch die Träume bruchstückhafter werden. Von der Gefühlsqualität her, also der Intensität von positiven und negativen Träumen, und bezüglich der Traumbizarrheit, also ob der Traum realistisch ist oder fantastische Elemente enthält, da würde ich sagen, gibt es zumindest nach der repräsentativen Studie, die ich dazu habe, keine Unterschiede bezüglich des Alters […]“

Das komplette Interview mit apl. Prof.  Schredl finden Sie hier:
http://www.uni-heidelberg.de/einrichtungen/nar/service/int_schredl.html, 20. April 2010