BAuA-Tagung: Altersdiskriminierg. behindert Einstellung


 

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Restrukturierungen wie Fusionen, Schließungen oder Outsourcing belasten Beschäftigte auf allen Ebenen eines Unternehmens. Sie verschlechtern gleichermaßen die Gesundheit der Beschäftigten unabhängig vom Alter der Betroffenen, wenn sie ihren Arbeitsplatz behalten. Deutliche Verlierer sind Ältere, wenn sie einen neuen Arbeitsplatz suchen. Dann haben sie wesentlich schlechtere Chancen als ihre jüngeren Kollegen. Meist scheitern Ältere an Vorurteilen, die sie als wenig belastbar, leistungsschwach und lernunwillig abstempeln. Wege aus diesem Dilemma zeigte die Tagung „Ältere Arbeitnehmer im beruflichen Veränderungsprozess“ auf, die am Freitag, 18. Juni 2010, in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund stattfand.

Rund 100 Teilnehmer aus Unternehmen, Verwaltungen und Wissenschaft folgten der Einladung der BAuA, um sich über Risiken Älterer in Restrukturierungsprozessen und ökonomischen Krisen zu informieren. Darüber hinaus loteten Referate und Workshops Möglichkeiten aus, mit denen die Folgen von Restrukturierungen durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen abgefedert werden können.

Insgesamt waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass Beschäftigte in Unternehmen, in denen Veränderungsprozesse ablaufen, über hohe psychische Belastungen klagen. Die Auswirkungen hängen jedoch nicht vom Alter ab. Zukunftsängste, Identitätskrisen oder Gereiztheit plagen sowohl Ältere, als auch jüngere Beschäftigte. Dabei zeichnen stabilere Beschäftigungsverhältnisse aber den Kreis der Älteren aus.

Die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz trifft die Älteren dafür umso härter. Sie sind überdurchschnittlich häufig von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Nach Aussagen von Unternehmen behindern beispielsweise hohe Gehalts- und Positionsforderungen die Einstellung von Älteren. Zudem glaubt man, dass sich aufgrund des kalendarischen Alters Aussagen über Leistungsfähigkeit und Gesundheit machen lassen. Oft befinden sich Ältere tatsächlich in einer Spezialisierungsfalle, weil sie ihre Tätigkeiten lange ausüben und die betriebliche Qualifizierung und Weiterbildung an ihnen vorbeigeht. Somit erweisen sich lange gehegte Vorurteile als gravierender Nachteil für die Beschäftigung Älterer.

Doch nicht nur die BAuA hat durch aktuelle Forschung nachgewiesen, dass Ältere über Qualitäten verfügen, die in der Wirtschaft gefragt sind. Neben Zuverlässigkeit und Loyalität verfügen gerade ältere Beschäftigte über Erfahrungswissen und soziale Kompetenz, Eigenschaften, die in der heutigen Wirtschaft besonders gefragt sind.

Diese Schätze gilt es zu heben. Darum dürfen die Älteren nicht von Qualifizierung und Weiterbildung ausgeschlossen werden, so eine Aussage der Tagung. Eine gute Arbeitsgestaltung beugt zudem dem Verschleiß der Gesundheit vor und erhöht damit die Chancen Älterer am Arbeitsmarkt. Doch neben der beruflichen Entwicklung muss auch die Entwicklung der Persönlichkeit gefördert werden, damit Veränderungen nicht als Schicksalsschläge, sondern als Chance begriffen und genutzt werden können. Möglichkeiten, mit denen die Widerstandsfähigkeit verbessert werden kann zeigten Experten und Beratung auf.

Die Veranstaltung „Ältere Arbeitnehmer im beruflichen Veränderungsprozess“ war der deutsche Beitrag zum Projekt “ELDERS – ELDer Employees in companies experiencing Restructuring: Stress and well-being“, das von der Europäischen Union gefördert wird. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Identifizierung der Risiken Älterer in Restrukturierungsprozessen und ökonomischen Krisen unter besonderer Berücksichtigung der gesundheitlichen Dimension.

Forschung für Arbeit und Gesundheit

Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie ermöglichen Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund und den Standorten Berlin, Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

Pressemitteilung vom 18. Juni 2010, Quelle: http://www.idw-online.de/pages/de/news375157