Als Folge der rasanten Fortschritte in der Medizin ist in den letzten 100 Jahren der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung deutlich gestiegen. Allerdings treten im Alter weiterhin verstärkt schwere Erkrankungen auf, so dass die wenigsten Menschen ihren letzten Lebensabschnitt gesund und selbstständig genießen können. Zudem wirft der erhöhte Anteil alter Menschen in der Gesellschaft gesellschaftliche und ökonomische Probleme auf. Deshalb wird nach neuen, effektiven und praktikablen Ansätzen für ein möglichst gesundes Leben im Alter gesucht. Diesem Problem widmet sich in den kommenden fünf Jahren der disziplinübergreifende Leibniz-Forschungsverbund „Gesundes Altern“.
Für die meisten Menschen ist heute die hohe Lebenserwartung ab einem fortgeschrittenen Alter mit einer zunehmenden Anfälligkeit für chronische Erkrankungen erkauft. Am häufigsten sind kardiovaskuläre Leiden mit Arteriosklerose, Diabetes, chronische Gelenkveränderungen mit Dauerschmerz und Einschränkung der Beweglichkeit sowie Hirnabbauprozesse, etwa durch Alzheimer. Zusammen mit ebenfalls chronischen Erkrankungen wie Krebs, Atemwegsproblemen, Leberleiden und psychischen Erkrankungen und Instabilitäten ergibt sich das Bild der sogenannten Multimorbidität vieler Patienten über 65 Jahre. Diese überleben dank verbesserter medizinischer Betreuung länger. Damit wird deutlich, dass das vordringliche Ziel der Altersforschung nicht die gezielte weitere Erhöhung der Lebenserwartung an sich, sondern die Verlängerung der Lebenszeit in Gesundheit sein muss.
Die Entwicklung und Erprobung von neuen Therapie- und Präventionsansätzen in der Alterungsmedizin erfordert vor allem Kenntnis der biologischen Ursachen der Alterung. Komponenten dieser molekularen/biologischen Ursachen können selbst Ziele für neue Therapieansätze sein. Sie können gleichzeitig als Marker zur Beurteilung der Wirksamkeit von präventiven Ansätzen im Bereich Lebensführung und Ernährung verwendet werden.
Der erhöhte Anteil alter Menschen in der Gesellschaft wirft auch gesellschaftliche und ökonomische Probleme auf. So ist es unstrittig, dass Alterungsprozesse auch wesentliche gesellschaftliche Ursachen und Folgen haben. Mit Blick auf den gesundheitlichen Zustand im Alter und die Lebenserwartung von Menschen spielen deren sozio-ökonomische Lage und die sie umgebenden Umwelt-, Wohn- und Lebensbedingungen eine zentrale Rolle. Altersforschung kann daher nicht auf den Bereich der Biomedizin beschränkt sein, sondern erfordert die Zusammenarbeit verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen.
Das Ziel des Forschungsverbunds ist es, die biologischen und gesellschaftlichen Grundlagen des Alterungsprozesses und deren Wechselwirkungen aufzuklären, um hierdurch neuartige Interventions- und Anpassungsstrategien zu entwickeln, die gesundes Altern nachhaltig fördern. Entsprechend ist das Forschungsprogramm in zwei Schwerpunkte gegliedert: (1.) Die Erforschung der biologischen und gesellschaftlichen Grundlagen des Alterns, (2.) die Entwicklung und Bewertung von nachhaltigen Interventions- und Anpassungsstrategien.
Der Verbund vereint derzeit 22 Leibniz-Institute und ist für weitere Forschungseinrichtungen offen.
Sprecher des Leibniz‐Forschungsverbundes „Gesundes Altern“ sind Prof. Dr. Jean Krutmann, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für umweltmedizinische Forschung, Düsseldorf, und Prof. Dr. K. Lenhard Rudolph, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut, Jena.
Beteiligte Einrichtungen am Leibniz-Forschungsverbund „Gesundes Altern“
- Akademie für Raumforschung und Landesplanung – Leibniz-Forum für Raumwissenschaften (ARL), Hannover
- Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung (BIPS), Bremen
- Deutsches Diabetes-Zentrum – Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (DDZ)
- Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), Bonn
- Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Potsdam-Rehbrücke
- Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt a. M. und Berlin
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
- Deutsches Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ), Göttingen
- Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ)
- Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN), Dummerstorf
- Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI), Jena
- Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP), Berlin
- Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut (HKI), Jena
- Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)
- Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH (ILS), Dortmund
- Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden
- Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS), Dortmund und Berlin
- Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gGmbH (IUF)
- Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Berlin
- Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN), Magdeburg
- Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen
- Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim
Kontakt:
Dr. Katharina Beyen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
IUF – Leibniz-Institut für
umweltmedizinische Forschung
Tel.: 0211-3389216
beyen@uni-duesseldorf.de
Dr. Kerstin Wagner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
FLI – Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut
Tel.: 03641-656378
presse@fli-leibniz.de
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-forschungsverbuende/gesundes-altern/
Hintergrund
Leibniz-Forschungsverbünde sind angelegt als fächergruppenübergreifende und für weitere Kooperationspartner offene, auf ein aktuelles Wissenschaftsproblem ausgerichtete, zeitlich befristete Zusammenschlüsse von Instituten. Die Leibniz-Forschungsverbünde sind damit das Instrument der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Forschung strategisch weiter zu entwickeln und die Kompetenzen von Leibniz-Einrichtungen und weiteren Partnern zu bündeln. Leibniz-Forschungsverbünde sollen wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuelle Aufgabenkomplexe aufgreifen und mit einem interdisziplinären Ansatz bearbeiten, der Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften mit Geistes- und Sozialwissenschaften verbindet.
Quelle: idw.de, 02.11.2012
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