„Alte Menschen fühlen sich heute im Durchschnitt dreizehn Jahre jünger, als sie sind. Und je jünger sie sich fühlen, desto älter werden sie noch. Im höheren Alter ist jemand keineswegs weniger glücklich und zufrieden als in seinen jüngeren Jahren, trotz vieler Verluste und schlechterer Lebensumstände. Das Wohlbefinden – ein zentrales Kriterium „erfolgreichen Alterns“ – kann sich sogar noch verbessern: bei einem zufriedenstellenden Gesundheitszustand, mentaler Fitness und guten menschlichen Beziehungen. Nur in den letzten Jahren vor dem Tod sinkt wegen zunehmender Einschränkungen die Lebenszufriedenheit.
Dies sind nur einige von vielen neuen oder wissenschaftlich bestätigten Befunden der „Berliner Altersstudie (BASE)“. Sie wurde international berühmt wegen der Entkräftung negativer Vorurteile über „das“ Alter, wegen ihrer umfassenden Sicht, methodischen Qualität und einmaligen Besonderheiten. Denn sie legt das Schwergewicht auf das höhere und höchste Alter. Die 516 Teilnehmer, die sich dreizehnmal anderthalb Stunden lang nach Strich und Faden untersuchen und befragen ließen, waren zu Beginn dieser interdisziplinären Studie (1989) zwischen siebzig und hundertdrei Jahre alt.
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Das wissenschaftliche Großprojekt scheint die Langlebigkeit seiner Studienobjekte anzustreben: In diesem Jahr erschien zum dritten Male eine ausführliche und mit 748 Seiten entsprechend dickleibige Zwischenbilanz der Forschungsergebnisse unter dem Titel „Die Berliner Altersstudie“ im Akademie Verlag Berlin. Die erste Ausgabe von 1996 wurde damit aktualisiert und vor allem ergänzt: um Befunde der Verlaufsuntersuchung („Längsschnittstudie“), die sich seit 1995 der ursprünglichen Momentaufnahme („Querschnittsstudie“) anschloss.
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In der Längsschnittstudie mit überlebenden Teilnehmern der Ersterhebung wurde deren individueller Alternsprozess in sieben Untersuchungen und Befragungen (bis 2009) verfolgt. Es bestätigte sich, dass Menschen sehr unterschiedlich altern und dass sie noch im hohen Alter sehr verschieden voneinander, aber sich selbst noch immer gleich sind: Die Eigenschaften und Befindlichkeiten bleiben bis ins hohe Alter konstant. Wer relativ gesund, sozial gut eingebunden und zufrieden ist, erhält sich seine kognitive Leistungsfähigkeit länger. Viele können sie sogar noch verbessern, wie Trainingsstudien zeigten. Gesundheit und Wohlbefinden werden von der Furcht negativ beeinflusst, zunehmend abhängig von anderen zu werden.
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Nun beginnt auch eine zweite Berliner Altersstudie, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, mit mehr als 2200 neuen Probanden. Untersucht werden die körperliche und die geistige Gesundheit über die Lebensspanne, wie aber auch die sozioökonomischen Lebensbedingungen. Die Ergebnisse dürften das Prinzip der Gerontologen für unsere alternde Gesellschaft durchsetzen helfen: „Nicht dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben geben.“
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/laenger-jung-bleiben/1899694.html, 09. August 2010
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