Demografischer Wandel: Gesundheitswesen ist nicht vorbereitet


 

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Inzwischen können Meteorologen genau sagen, wann und wo ein Sturm auf Land trifft. Das hilft Schäden zu vermeiden. Bevölkerungswissenschaftler sagen seit 20 Jahren den demografischen Wandel voraus. Anders als beim Wetter wurde bisher jedoch keine wirkliche Vorsorge in Gesundheit und Pflege getroffen.
„Kein Land Europas hat eine so ungünstige Altersstruktur seiner Bevölkerung wie Deutschland. Die Auswirkungen zweier Weltkriege, die Baby-Boomer-Jahrgänge von 1955 bis 1967, der nachfolgende Pillenknick und eine der seit dieser Zeit niedrigsten Geburtenziffer in Europa sind hierfür verantwortlich“, so Prof. Fritz Beske vom IGSF in Kiel. Er und seine Mitarbeiter haben auf Basis von Bevölkerungshochrechnungen und anhand aktueller Daten der Gesundheitsversorgung eine Vorhersage erstellt, die alarmiert.
„Die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung werden bereits ab 2020 schnell steigen und 2040 den Höhepunkt erreichen“, so Prof. Beske. „Trotz der bis 2060 um 17 auf 65 Millionen abnehmenden Bevölkerungszahl nehmen die Leistungsanforderungen in allen drei untersuchten Bereichen der Gesundheitsversorgung zu: Krankenhausversorgung, ambulante vertragsärztliche Versorgung und Arzneimittelversorgung. Es werden immer mehr komplexe, anspruchsvolle, personalintensive und daher teure Leistungen erforderlich, zum Beispiel intensivmedizinische, schlaganfallbedingte oder geriatrische Komplexbehandlungen. Einzig die Leistungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden abnehmen“.

Aus Sicht des Instituts wird der größte Handlungsbedarf in der Versorgung Pflegebedürftiger entstehen. Schon heute fehlen Pflegekräfte. Bis 2060 werden 783.000 zusätzliche Pflegekräfte erforderlich. Weil besonders die Schwer- und Schwerstpflege- bedürftigkeit zunimmt, werden besonders höher qualifizierte Pflegekräfte benötigt. Der Bedarf an Pflegeheimplätzen wird sich bis 2060 von 845.000 Plätzen heute auf 1.957.000 Plätze mehr als verdoppeln. Die Ausgaben der Pflegeversicherung werden zwischen 2009 und 2060 allein aufgrund der Bevölkerungsentwicklung von 19,7 auf 41,6 Milliarden Euro steigen.

„Unser Gesundheits- und Sozialwesen ist auf den Sturm des demografischen Wandels noch nicht vorbereitet, und die Zeit drängt. Die Politik ist gefordert, der Bevölkerung die Wahrheit zu sagen, damit auch jeder Einzelne sich vorbereiten kann.“ So die Aufforderung von Prof. Beske.

Quelle: http://www.igsf.de/html/pm98-100.HTM, 07.12.2012