Vorbericht zum Förderpreis "Alter und Arbeit 2011"


 

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Forschungsthema: „Die neurobiologischen und psychosozialen Auswirkungen von Ausdauertraining auf motiviertes Verhalten älterer Menschen: Das Konzept des subjektiven Gesundheitshorizontes.“

Wie beeinflusst die eigene Sicht auf das Altern die Einstellung zur beruflichen Zukunft? Welche Strategien gibt es, die berufliche Leistungsfähigkeit im Alter zu fördern? Im Rahmen des Stiftungspreises werde ich im folgenden Jahr untersuchen, inwieweit durch körperliches Training die Motivation älterer Personen gesteigert werden kann, aktiv zu bleiben und sich mit Neuheit am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen. Dazu werde ich Ihnen einen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und meine Forschungsfragen geben.

Die moderne Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen an Fähigkeiten, wie Multitasking, das schnelle Einstellen auf neue Arbeitsinhalte und an die ständige Bereitschaft, sich mit neuen Inhalten (‚updates’) auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeiten nehmen im Alter ab. Es besteht jedoch Hoffnung, dass spezielle körperliche und mentale Trainingsinterventionen hier entgegenwirken können.

Wir nehmen an, dass dabei ein besonderes Problem für ältere Arbeitnehmer die Motivation darstellt, trotz der wahrgenommenen Abnahmen der körperlichen und kognitiven Leistungsfähigkeit und der wahrgenommenen, sich verkürzenden Lebenszeit, sich auch im höheren Alter auf Neues einzustellen und dauerhaft Leistungen (z.B. am Arbeitsplatz) zu erbringen.

Betrachtet man die neurobiologischen Veränderungen im Alter, die motivationale Prozesse beeinflussen, haben es ältere Arbeitnehmer „dreifach“ so schwer, sich zu mehr Arbeitsleistung und neuen Lerninhalten zu motivieren als jüngere:

  1. Motivationales Verhalten hängt von wichtigen Botenstoffsystemen (Dopamin) ab, die sich im Alter verändern und weniger gut funktionieren.
  2. Motivational relevante Informationen (wie Neuheit und Belohnung) regen Hirnaktivität weniger an und deshalb lässt die Verarbeitung und Speicherung  von neuen Informationen im Alter nach.
  3. Hinzu kommen Probleme der körperlichen Mobilität im Alter.

Diese strukturellen Veränderungen führen u.a. dazu, dass ältere Arbeitnehmer aus eigenem Antrieb weniger gut in der Lage sind, sich selbst zu mehr körperlicher sowie mentaler Aktivität zu motivieren.

Meine Arbeit verknüpft zwei Faktoren, die aufgrund ihrer Brückenbildung zwischen Neurobiologie und psychosozialen Faktoren relevant sind, und zwar die Selbsteinschätzung der eigenen zukünftigen Gesundheitsperspektive und die Neurobiologie motivierten Handelns. Im Rahmen meiner Forschungsarbeit werde ich die Hypothese überprüfen, inwieweit diese subjektive Selbsteinschätzung, wie lange man noch selbständig und gesund bleibt, einen maßgeblichen Einfluss auf die Motivation hat, sich auf Neues einzustellen und einen aktiven Lebensstil zu führen.

Die zentrale Hypothese ist, dass körperliche Fitness sowohl die Selbsteinschätzung der eigenen Gesundheitsperspektive als auch die motivationalen Hirnfunktionen positiv beeinflusst und dies zu einer langfristigen Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt.

Ich will diese Fragen im Rahmen einerLängsschnittstudiezur körperlichen Fitness im Alter untersuchen. Die Studie wird am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen, Standort Magdeburg, durchgeführt. Die Teilnehmer werden drei Monate intensivunter kardiologischer, sportmedizinischer und neurologischer Betreuung trainiert. Ein spezieller Fragebogen, den ich entwickle und der die Selbsteinschätzung des subjektiven Gesundheitshorizontes (subjectivehealthhorizon, SHH) erfasst, wird vor und nach der Fitnessintervention erhoben. Darüber hinaus erfassen wir von jedem Probanden mit modernsten bildgebenden Verfahren in detaillierter Weise die Intaktheit und plastischen Veränderungen der Motivationssysteme des Gehirns.

Ich werde Sie über die Fortschritte der Studie für die nächsten 12 Monate in diesem Blog informieren.

Ihre Anja Düzel