Rente mit 67 ist eine Geschichte voller Missverständnisse


 

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Ein Kommentar von Dr. Martin Gasche, Forschungsbereichsleiter „Alterssicherung und Sozialpolitik“ MEA – Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und Demographischer Wandel, Universität Mannheim.

„Die überaus unpopuläre Rente mit 67 ist in die Schlagzeilen zurückgekehrt [… u.a.] weil laut Gesetz 2010 eine Überprüfung der geplanten Altersgrenzenanhebung ansteht. Die geringe Popularität der Rente mit 67 ist auch darin begründet, dass die Geschichte der Rente mit 67 eine Geschichte voller Missverständnisse ist“

  • Man glaubt, dass die Altergrenze von 67 für jeden gelten würde. Das ist falsch, denn das Renteneintrittsalter von 67 gilt erst voll ab 2031, wenn der Geburtsjahrgang 1964 in Rente geht.
  • Man argumentiert, dass man zwei Jahre länger arbeiten muss. Laut Statistischem Bundesamtes wird man aber 2030 rund drei Jahre länger leben als ein 65-Jähriger heute. Man bekommt im Vergleich zum heutigen 65-Jährigen also ein Jahr geschenkt.
  • Es wird angeführt, dass 67-Jährige bestimmte Tätigkeiten nicht mehr ausüben können. Doch dabei hat man den heute 67-Jährigen im Blick. „Der 67-Jährige von heute muss aber nicht aufs Dach, sondern schlimmstenfalls der 67-Jährige im Jahr 2030. Dieser wird aber mindestens so gesund und fit sein wie ein 63-Jähriger heute.“
  • Bei der Argumentation schaut man nur auf die heutigen Arbeitsbedingungen und den Arbeitsmarkt. 2030 wird der Arbeitsmarkt ein völlig anderer sein. „Gut ausgebildete Mitarbeiter frühzeitig in Rente zu schicken, wird 2030 bei demographiebedingt 5 Mio. weniger Erwerbstätigen ein Luxus sein, den sich kein Unternehmen mehr leisten können wird.“
  • „Auch der Blick auf die heutigen Beschäftigungsquoten Älterer ist schlichtweg irrelevant. Denn die 66-Jährigen sollen ja nicht heute einen Arbeitsplatz haben, sondern Mitte der 2020er Jahre.“
  • Es wird argumentiert, dass man die Rente mit 67 einführt, damit die Beiträge in die Rentenversicherung nicht so stark steigen. Angeführt wird oft der geringe Beitragssatzeffekt von 0,5%. Nach 2030 wird dieser Effekt viel höher sein und die Sozialkassen werden insgesamt entlastet.

„Fazit: Die Rente mit 67 ist richtig und wäre vielleicht nicht ganz so unpopulär, würde es die zahlreichen Missverständnisse nicht geben.“

Den kompletten Artikel finden Sie hier: http://www.mea.uni-mannheim.de/mea_neu/pages/files/Kommentar_MG_Rente67.pdf, August 2010